Rheinland-Pfälzische Erklärung der Vielen

WIR SIND VIELE – JEDE*R EINZELNE VON UNS!

In unse­rem Land genießt die Kunst und Kul­tur eine gro­ße Frei­heit. Dass das auch so bleibt, dafür set­zen wir uns ein. Mit vie­len ande­ren Kul­tur­ein­rich­tun­gen der Pfalz haben wir im Juni 2019 die RHEINLAND-PFÄLZISCHE ERKLÄRUNG DER VIELEN ins Leben geru­fen. Damit woll­ten wir ein Zei­chen set­zen und für eine gerech­te, offe­ne und soli­da­ri­sche Gesell­schaft ein­tre­ten. Wir freu­en uns sehr, dass es so schnell gelun­gen ein, ein Netz von Kul­tur­ak­teu­ren in der Regi­on zu knüp­fen, die sich soli­da­risch mit­ein­an­der erklä­ren und gemein­sam für die Frei­heit in der Kunst und der Gesell­schaft ein­tre­ten. Das Bünd­nis der RHEINLAND-PFÄLZISCHEN ERKLÄRUNG DER VIELEN ist der­zeit nicht aktiv, soll­te die poli­ti­sche Situa­ti­on es erfor­dern, wer­den wir den Ver­tei­ler wie­der bedie­nen. Es bleibt uns unbe­nom­men, auch unab­hän­gig des Bünd­nis­ses wei­ter­hin gegen rech­tes Gedan­ken­gut aktiv zu sein. 

 

Die Kunst ist frei. Sie schafft Räu­me zur Ver­än­de­rung der Welt. Als Akti­ve der Kul­tur­land­schaft in Deutsch­land ste­hen wir nicht über den Din­gen, son­dern auf einem Boden, von dem aus die größ­ten Staats­ver­bre­chen der Mensch­heits­ge­schich­te began­gen wur­den. In die­sem Land wur­de schon ein­mal Kunst als ent­ar­tet dif­fa­miert und Kul­tur flä­chen­de­ckend zu Pro­pa­gan­da­zwe­cken miss­braucht. Mil­lio­nen Men­schen wur­den ermor­det oder gin­gen ins Exil, unter ihnen auch vie­le Künstler*innen.
Heu­te begrei­fen wir die Kunst- und Kul­tur­ein­rich­tun­gen als offe­ne Räu­me, die Vie­len gehö­ren. Unse­re Gesell­schaft ist plu­ral. Vie­le unter­schied­li­che Inter­es­sen tref­fen auf­ein­an­der und fin­den sich oft im Dazwischen.
Demo­kra­tie muss täg­lich neu ver­han­delt wer­den – aber immer unter einer Vor­aus­set­zung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vie­len Möglichkeiten!
Der rech­te Popu­lis­mus, der die Kul­tur­ein­rich­tun­gen als Akteu­re die­ser gesell­schaft­li­chen Visi­on angreift, steht der Kunst der Vie­len feind­se­lig gegen­über. Rech­te Grup­pie­run­gen und Par­tei­en stö­ren Ver­an­stal­tun­gen, wol­len in Spiel­plä­ne ein­grei­fen, pole­mi­sie­ren gegen die Frei­heit der Kunst und arbei­ten an einer Rena­tio­na­li­sie­rung der Kultur.
Ihr ver­ächt­li­cher Umgang mit Men­schen auf der Flucht, mit enga­gier­ten Künstler*innen, mit allen Anders­den­ken­den ver­rät, wie sie mit der Gesell­schaft umzu­ge­hen geden­ken, sobald sich die Macht­ver­hält­nis­se zu ihren Guns­ten ver­än­dern würden.

Wir, als Unter­zeich­nen­de der Rhein­land-Pfäl­zer Thea­ter, Kunst- und Kul­tur­ein­rich­tun­gen und ihrer Inter­es­sens­ver­bän­de, begeg­nen die­sen Ver­su­chen mit einer kla­ren Haltung:

  • Die Unter­zeich­nen­den füh­ren den offe­nen, auf­klä­ren­den, kri­ti­schen Dia­log über Stra­te­gien, die die Gesell­schaft der Vie­len angrei­fen und dadurch die demo­kra­ti­schen Grund­wer­te unter­gra­ben. Sie gestal­ten die­sen Dia­log mit Mit­wir­ken­den und dem Publi­kum in der Über­zeu­gung, dass die betei­lig­ten Insti­tu­tio­nen den Auf­trag haben, unse­re Gesell­schaft als eine demo­kra­ti­sche fortzuentwickeln.
  • Ras­sis­mus, Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­gren­zung sind All­tag. Wir set­zen uns des­we­gen mit den eige­nen Struk­tu­ren aus­ein­an­der und stel­len die­se zur Diskussion.
  • Wir, die Unter­zeich­nen­den, för­dern im Sin­ne der Demo­kra­tie Debat­ten, bie­ten aber kei­ne Foren für völ­kisch-natio­na­lis­ti­sche Propaganda.
  • Wir, die Unter­zeich­nen­den, weh­ren die Ver­su­che der Rechts­po­pu­lis­ten ab, Kul­tur für ihre Zwe­cke zu instrumentalisieren.
  • Wir, die Unter­zeich­nen­den, soli­da­ri­sie­ren uns mit Men­schen, die durch rech­te Ideo­lo­gien aus­ge­grenzt und bedroht werden.

WAS SIND DIE VIELEN?
2022: Der Ver­ein DIE VIELEN e.V. hat sich aus einer Art inter­ven­ti­ons­stra­te­gi­scher Über­le­gung gegrün­det: 2017: die rechts­extre­men Angrif­fe gegen die Kul­tur nah­men zu, der rech­te par­la­men­ta­ri­sche Arm der Rechts­extre­men wuchs in die Höhe und die Kul­tur­ein­rich­tun­gen stan­den und ste­hen vor gro­ßen gesell­schaft­li­chen Ände­rungs­pro­zes­sen im Sin­ne einer diver­sen, zugäng­li­che­ren und offe­ne­ren pro­zess­ori­en­tier­ten Form der Kunst und ihrer Rezen­si­on. DIE VIELEN ver­bin­den die Abwehr eines aus­gren­zen­den, ras­sis­ti­schen und unde­mo­kra­ti­schen Kul­tur­be­griffs von rechts mit der Lust auf offe­ne, gesell­schaft­li­che und vor allem demo­kra­ti­sche Fort­ent­wick­lung. Nach fast fünf Jah­ren gibt es vie­les, was erreicht wur­de (…) Dan­ke dafür. Und nun könn­ten wir den Weg aller Bewe­gun­gen in Form einer fes­ten NGO-Grö­ße gehen: DIE VIELEN machen eine Kam­pa­gne nach der ande­ren und es gibt eine ver­läss­li­che Orga­ni­sa­ti­on in der Kul­tur in Sachen Diver­si­tät und gegen Rechts­extre­mis­mus. Nein, wir waren uns von Anfang an über die Halb­werts­zeit von Bewe­gun­gen bewusst und sind der Mei­nung: der Anti­fa­schis­mus in der Kunst und Kul­tur lässt sich nicht dele­gie­ren — er bleibt unser aller Auf­ga­be und for­dert jede*n. Gera­de jetzt, wo wir uns so sehr an die Anwe­sen­heit Rechts­extre­mer in Par­la­men­ten gewöhnt haben. Nein, es geht nicht um Wege der Nor­ma­li­tät weder in der Kunst noch in unse­rem Leben. Des­halb machen wir nicht nor­mal wei­ter. Wir geben DIE VIELEN in die Hän­de der Koor­di­na­ti­ons­krei­se und an jede ein­zel­ne Kunst- und Kul­tur­ein­rich­tung mit der Bit­te: bleibt wach­sam, wen­det euch gegen jede Form der Nor­ma­li­sie­rung von Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­gren­zung. Wir geben uns mit den bereits begon­ne­nen Über­gän­gen ein paar Mona­te Zeit und wer­den den Ver­ein und sei­ne Struk­tu­ren sanft been­den. Dies ist jedoch kein Ende, es ist für uns der Anfang dafür, dass unse­re Inhal­te, der Pro­test und der Glanz einer Bewe­gung erhal­ten blei­ben kön­nen. Der klei­ne, enga­gier­te Kreis um den Ver­ein DIE VIELEN wird da sein, wenn es an der ein oder ande­ren Stel­le unser Auf­leuch­ten braucht, aber wir sind der fes­ten Über­zeu­gung: der gute Schein spielt halt kei­ne Rol­le, denn er bleibt flui­de und muss in Bewe­gung sein! United & Shi­ne! (Erklä­rung Ver­ein DIE VIELEN e.V. 2022) 

DIE RHEINLAND-FÄLZISCHE ERKLÄRUNG DER VIELEN fin­den Sie hier zum Down­load. Die Pres­se­infor­ma­ti­on kön­nen Sie hier herunterladen.

DIE ERSTUNTERZEICHNER*INNEN DER RHEINLAND-PFÄLZISCHEN ERKLÄRUNG:
Micha­el Bau­er, Chaw­we­rusch Thea­ter, Deut­sche Staats­phil­har­mo­nie Rhein­land-Pfalz, Dicke Luft Thea­ter, Djan­go Bein­hart, Isa­bel Eichen­laub, Fun­ny Girls, Eleo­no­re Hef­ner, Herx­hei­mer Dorf­thea­ter, Hans­gün­ther Heyme, Jeder kann was e.V., Kamm­garn GmbH, Kin­der-und Jugend­thea­ter Spey­er, KiTZ Thea­ter­kum­pa­nei, Künst­ler­haus Edenk­o­ben, Kul­tur Rhein Neckar e.V., Kul­tur­ver­ein Wes­pen­nest e.V., KUNSTRAUM  „Altes Schul­haus Schwei­gen“, LAG Sozio­kul­tur & Kul­tur­päd­ago­gik Rhein­land-Pfalz e.V., laprofth Lan­des­ver­band pro­fes­sio­nel­ler frei­er Thea­ter Rhein­land-Pfalz, Muse­ums­ver­band Rhein­land-Pfalz e.V., NANO­Thea­ter e.V., Pfalz­thea­ter Kai­ser­lau­tern, Annet­te Pos­tel, Rei­nig, Braun + Boehm, Rotz­na­sen­thea­ter, Chris­ti­an Sche­ga, Clau­dia Stump, Thea­ter am Türm­chen e.V., Thea­ter am Werk, Thea­ter Im Pfalzbau/Pfalzbau Büh­nen, Thea­ter Kau­der­welsch e.V., Bern­hard Van­ecek, Ver­ein Spu­ren­si­che­rung und Volks­thea­ter e.V., Worms Ver­lag, Zim­mer­thea­ter Spey­er, Zopp + Co.