Interviews zu “Zwei Frauen falten sich”

Klaus Kirchner (Schreiber, Übersetzer / Wien) hat die Spielerinnen Monika Kleebauer und Miriam Grimm sowie den Choreographen und Regisseur Liam Clancy während der Probenzeit zum Produktionsprozess interviewt. Das “Interview mit drei Kulturschaffenden als Puzzle aus drei Telefonaten” ist nachzulesen auf www.bitterernst.at.
Auch Silke Bender (Pressesprecherin Chawwerusch Theater) hat mit zwei Personen über das Stück gesprochen. Das Interview mit Karin Roth und Monika Kleebauer ist hier unten nachzulesen.

Ent­stan­den ist das Stück unter ande­rem aus einem Bewe­gungs-Work­shop, an dem Frau­en von 40 – 80 Jah­ren in 2024 teil­ge­nom­men haben.
Karin Roth, Bei­geord­ne­te der Orts­ge­mein­de Herx­heim (Senio­ren­ar­beit, Inklu­si­on, Gleich­stel­lung, Bar­rie­re­freie Infra­struk­tur und Sozia­le Ange­le­gen­hei­ten) war eine der Work­shop-Teil­neh­me­rin­nen und hat in einer offe­nen Pro­be Ende Janu­ar schon mal ers­te Ein­drü­cke vom Stück bekommen.

Moni­ka Klee­bau­er, Foto: Wal­ter Menzlaw

Moni­ka Klee­bau­er ist eine der bei­den Schau­spie­le­rin­nen im Stück.
Sil­ke Ben­der (SB) hat die bei­den zum fast fer­ti­gen Stück und sei­nen Hin­ter­grün­den befragt.

SB: Moni­ka, du spielst ja nach län­ge­rer Zeit wie­der in einer Pro­duk­ti­on mit. Wie fühlt es sich an, wie­der einer Pre­mie­re entgegenzufiebern?
Moni­ka Klee­bau­er: Mir macht es Rie­sen­spaß, wie­der auf der Büh­ne zu ste­hen. Die Zusam­men­ar­beit im Pro­duk­ti­ons­team mit Miri­am Grimm, Liam Clan­cy und Marie Sophie Hei­nen ist ein­fach super und wir haben zusam­men sehr viel zu lachen. Ver­blüf­fend ist, dass mir die Pro­duk­ti­on ganz viel Ener­gie gibt. Die kann ich dann sogar noch für ande­re Berei­che verwenden.

Karin Roth, Foto: privat

SB: Karin, wie war der Work­shop mit Liam Clan­cy, den ihr 2024 vor Ent­ste­hung des Stücks gemacht habt? Was hat dir da beson­ders Spaß gemacht?
Karin Roth: Spaß gemacht hat, dass man sich frei ent­fal­ten konn­te. Liam hat eine ganz beson­de­re Art und ist ein tol­ler Leh­rer. Es war eine sehr schö­ne und neue Erfah­rung, denn es han­del­te sich nicht um die übli­chen Tanz­for­men wie Bal­lett oder Gesell­schafts­tanz, son­dern um Bewe­gungstanz. Das hat­te ich vor­her noch nie gemacht. Wir Frau­en unter­ein­an­der haben fest­ge­stellt, dass wir trotz gro­ßer Alters­spann­brei­te gleich ticken. Es war ein geschütz­ter Rah­men für uns, mit einer ganz eige­nen Atmo­sphä­re und Dyna­mik. Wir konn­ten uns dabei ganz fal­len las­sen und danach in guter Stim­mung in unse­ren All­tag zurückkehren.

SB: …Und jetzt ist unter ande­rem aus die­sem Work­shop ein Stück ent­stan­den, in eine Pro­be hast du gera­de rein­ge­schaut. Hast du dei­ne Erfah­run­gen und The­men wie­der­ge­fun­den? Oder ist das Stück für dich etwas ganz anderes?
Karin Roth: Am Anfang habe ich mir etwas schwer­ge­tan, die Bewe­gun­gen von Moni­ka und Miri zu ver­ste­hen und habe zunächst kei­ne Brü­cke zum The­ma gefun­den. Aber je län­ger die offe­ne Pro­be ging, umso mehr bin ich ins Stück rein­ge­kom­men und habe dann auch The­men wiedererkannt.
Sehr wich­tig und gut fin­de ich an dem Stück, dass man sich mit dem The­ma „Älter­wer­den“ selbst ein­fach mal aus­ein­an­der­setzt, das ist etwas, was ich sonst eigent­lich gar nicht mache. Mein Alter ist für mich per­sön­lich eigent­lich kein The­ma im All­tag. Aber ich den­ke, es ver­dient, reflek­tiert zu wer­den, und zwar anders, als das nor­ma­ler­wei­se in der Öffent­lich­keit pas­siert. Jede Fal­te die man hat, beschreibt ja das Leben, das man gelebt hat. Des­halb fin­de ich, man soll­te zu sei­nen Fal­ten ste­hen; es sind Lebens­li­ni­en. Auch zu sei­nem Kör­per, der ja viel­leicht, wie in mei­nem Fall, meh­re­re Kin­der gebo­ren hat und dem man das auch ansieht, soll­te man mit Stolz ste­hen und dank­bar dafür sein.

SB: Moni­ka, wie kam es zur Idee von „Zwei Frau­en fal­ten sich“? Einem Stück von zwei Frau­en über 40 mit viel Bewegung?
Moni­ka Klee­bau­er: Der Anfang die­ser Pro­duk­ti­on liegt zwei Jah­re zurück. Bei einer Kunst­klau­sur, einem krea­tiv-künst­le­ri­schen Tref­fen, bei dem das Chaw­we­rusch Kol­lek­tiv zukünf­ti­ge Pro­jek­te bespricht, stell­ten Miri­am und ich fest, dass wir ger­ne mal etwas zu zweit machen wür­den, am liebs­ten etwas, wo es um die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen unse­ren bei­den Gene­ra­tio­nen geht. Wir bei­de haben einen Spa­zier­gang gemacht und dar­über gespro­chen. Unse­re Idee war, etwas mit viel Bewe­gung, etwas Tän­ze­ri­sches auf die Büh­ne zu brin­gen. Ich hat­te am Anfang mei­ner künst­le­ri­schen Lauf­bahn vie­le Erfah­run­gen mit Tanz und Impro­vi­sa­ti­on gemacht und auch Miri­am hat einen star­ken Bezug zu Bewe­gung und Tanz. Hin­zu kam, dass ich vor vier Jah­ren Liam Clan­cy und sei­nen Arbeits­an­satz ken­nen­ge­lernt habe.
Eine zen­tra­le Basis unse­res Stücks sind Inter­views, die wir mit Frau­en aus unse­rem Umfeld gemacht und die uns ihre Geschich­ten zum The­ma „Älter­wer­den von Frau­en“ geschenkt haben.
So sind ganz vie­le Strän­ge und Zufäl­le zusam­men­ge­kom­men und jetzt ist dar­aus die­ses Pro­gramm ent­stan­den. Bei der Arbeit dar­an, im Lau­fe der bei­den Jah­re, haben wir uns dann auch damit aus­ein­an­der­ge­setzt, dass das Älter­wer­den von Frau­en und der Umgang damit in vie­len Kul­tur­be­trie­ben ein wich­ti­ges The­ma ist. Auch dazu haben wir inten­siv recherchiert.

SB: Karin, wür­dest du dir das Stück auch mit männ­li­cher Beglei­tung anschau­en? Oder ist das aus dei­ner Sicht nur für Frau­en interessant?
Karin Roth: (lachend) Ich wer­de es mir mit männ­li­cher Beglei­tung anschau­en! Ich habe einen tol­len Mann, er ist ein offe­ner und tole­ran­ter Mensch ohne Denk­bar­rie­ren. Ich fin­de es wich­tig, dass Frau­en ihre Part­ner ein­la­den und dazu moti­vie­ren, sich das Stück gemein­sam anzu­se­hen. Die Män­ner kön­nen dann die Per­spek­ti­ve von Frau­en ein­neh­men und dabei viel­leicht auch Aha-Momen­te erle­ben. Was Frau­en so alles gesagt wird, wenn sie älter wer­den, und wie ihre Sicht­wei­sen und ihre Emp­fin­dun­gen dazu sind, soll­te mehr gehört wer­den. Ich den­ke, dass tut auch der Bezie­hung ganz gut. Wenn man das Stück gemein­sam gese­hen hat, kann man danach zu zweit in den Dia­log gehen und sich mit­ein­an­der dar­über aus­tau­schen: Was macht das Alter mit mir als Frau und was macht das Alter mit mir als Mann? Das ist ja eigent­lich eine Chan­ce, auch für Män­ner, und eine Berei­che­rung für die Partnerschaft.